Dienstag, 10. April 2007

Kommentar

War Erich Fromm nun ein "Heiliger", hat er die einzige wahre Form der Liebe beschrieben? Sollte man also "Die Kunst des Liebens" auswendig lernen und danach leben? Natuerlich nicht!

Auch wenn einige Kritiker dieses Buch als "ebenso wichtig wie die Liebe selbst" bezeichnen, so stellt der Inhalt trotzdem nicht die vollstaendig objektive Wahrheit dar. Was Fromm in diesem Buch letztendlich beschreibt ist eine extrem idealisierte Form einer emotionsreduzierten Zwischenmenschlichen Beziehung. Eigentlich geht es ihm um die Probleme in der modernen westlichen Gesellschaft und wie sich diese auf die Naechstenliebe auswirken. Und genau diese Art der Liebe liegt ihm sehr am Herzen, so stellt sie - seiner Meinung nach - den einzigen Rettungsanker vor den Folgen des Kapitalismus dar. Ich moechte Fromm in seiner Gesellschaftskritik auch gar nicht wiedersprechen und kann ihm bei vielen Punkten nur zustimmen.

Auch ist es richtig, dass man zunaechst einmal sich selbst kennen und lieben lernen muss, bevor man einer anderen Person all seine Liebe geben kann. Ausserdem geht es natuerlich nicht, dass man die ganze Welt hasst, aber "die eine Person" liebt. Die romantische Liebe ist jedoch etwas anderes als die Naechstenliebe. Waere das nicht so, dann wuerde es keinen Unterschied zwischen einer Freundschaft und einer Beziehung geben. Tatsaechlich waeren Freunde immer eine bessere Wahl, denn haeufig kennt man diese Personen schon sehr lange und detailliert. Man verhaelt sich Freunden gegenueber auch mit Fuersorge und man hat Verantwortungsgefuehl. All die Eigenschaften, welche Fromm als Basis fuer die "richtige" Form der Liebe darstellt werden erfuellt. Natuerlich wird niemand wiedersprechen, dass es aber doch noch einen Unterschied zu einer Partnerschaft gibt. (Ein Freundschaft scheint aber eine gute Basis zu sein, denn haeufig entwickeln sich Beziehungen aus Freundschaften.)

Meiner persoenlich Meinung nach spielen Gefuehle eine sehr viel wichtigere Rolle als Fromm das in seinem Buch "Die Kunst des Liebens" darstellt. Eine Partnerschaft kann auf einem solch emotionsreduzierten Niveau nicht funktionieren. Natuerlich haelt die urspruengliche Verliebtheit nicht an (das verhindert schon die Biologie - siehe den Definitions-Eintrag) und eine Beziehung entwickelt sich weiter, aber die romantische Liebe stellt auch dann noch mehr dar als die Naechstenliebe.

Auch bei Erich Fromm's Buch "Die Kunst des Liebens" gilt - wie ueberall sonst im Leben - die Regel, dass man sich natuerlich selbst gedanklich mit dem Stoff auseinandersetzen und eine eigene Interpretation entwickeln sollte. Gerade im Kontext der Liebe gibt es keine allgemeingueltige objektive Wahrheit, die sich so einfach in ein Lehrbuch schreiben laesst. An dieser Stelle muss ich Erich Fromm allerdings wieder Recht geben, denn die Liebe kann sich nur in einem selbst entwickeln.