Dienstag, 6. März 2007

Partnerschaft und Liebe (Teil 1)

Vor kurzem habe ich einen sehr interessanten Essay von Thomas Artmann gelesen, der psychotherapeutische Einzel- und Paarberatungen durchfuehrt. In diesem Essay geht es hauptsaechlich um den Zusammenhang zwischen Liebe und Partnerschaft. Die interessante und zunaechst kontrovers wirkende Aussage ist, dass es keine Verbindung zwischen den beiden Sachen gibt. Haeufig wird eine Beziehung naemlich mit Liebe gleichgesetzt, was so leider nicht immer stimmt.

Wenn man diese Aussage verstehen moechte, dann gilt es zunaechst zu verstehen, was Liebe ist und nicht ist und was eine Partnerschaft wirklich darstellt.

Von einer Beziehung (nach dem romantischen Ideal) erhoffen wir uns naemlich vor allem einen sicheren Zustand und ein Ende der Veraenderungen im Leben. Viele suchen also eher nach einem sicheren Hafen, dass hat jedoch nicht grundsaetzlich etwas mit Liebe zu tun.

Weiterhin muss man sich klarmachen, dass die Gesellschaft Druck auf uns ausuebt indem sie uns ein Partnerschaftsideal vorhaelt, was nur selten so erfuellt werden kann. Mit anderen Worten wir sehnen uns nach dem bekannten Ideal aus Romanen und Filmen. Findet jemand keinen Partner oder laesst sich scheiden, dann wird das automatisch als sehr negativ betrachtet. Der Druck durch diesen gesellschaftlichen Konventionen ist uns zwar nur selten bewusst, aber staerker als man denken mag. Dies fuerht dazu, dass sich zum Beisppiel manche Menschen in eine Ehe stuerzen, weil es "ja nun wirklich Zeit wird". Auch das hat nichts mit Liebe zu tun.

Ein anderer und sehr wichtiger Punkt ist, dass sich bei vielen Menschen das Selbstwertgefuehl sehr eng mit einer Beziehung verbunden ist. Man ist es also wert geliebt zu werden und das staerkt das Selbstbewusstsein. Das Versprechen "bis der Tod uns scheidet" ist somit letztendlich ein Versuch einer Selbstwertverminderung vorzubeugen und muss nicht unbedingt etwas mit Liebe zu tun haben.

Weiterhin stellt eine Beziehung oft ein Selbstheilungsversuch dar, dass heisst die Interaktion mit dem Partner staerkt einen und hilft somit ueber existierende Verletzungen hinwegzusehen. Das Leben ist ploetzlich leichter. Nach einiger Zeit verfliegt jedoch diese erste Euphorie und die Verletzungen werden wieder bewusster. Selbstheilung sollte jedoch nicht durch Vergessen geschehen sondern vielmehr durch das Akzeptieren von Schwachpunkten bei sich selbst und beim Partner. Das Verdraengen von Verletzungen hat nichts mit Liebe zu tun.

Daraus folgt, dass eine Partnerschaft (leider viel zu oft) zur Angstverdraengung instrumentalisiert wird. Mit anderen Worten die Beziehung basiert nicht auf Liebe sondern auf der Hoffnung einer seelischen Erloesung. Dies wird natuerlich frueher oder spaeter zu Problemen (und Unglueck) fuehren.

Nun soll aber auch nicht behauptet werden, dass eine Partnerschaft ueberhaupt nichts mit Liebe zu tun hat, denn eine Beziehung sollte auf Liebe basieren. Man muss sich aber bewusst sein, dass eine Partnerschaft keine statische Einheit ist, die automatisch fuer immer haelt, sondern vielmehr eine sich weiterentwickelnde Umgebung fuer beide Partner.